Usinger Blickpunkte: Bildung - wie geht's weiter?
Online-Gesprächsrunde mit dem hessischen Kultusminister Prof. Alexander Lorz

Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht, verankert in der Erklärung der Vereinten Nationen. Jedoch gerade in Zeiten der weltweiten Pandemie gerät Bildung zunehmend unter Druck. Schulen bleiben über Monate faktisch geschlossen und Lehrer, Kinder und Eltern sehen sich täglich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. In der Online-Debatte wird erörtert, wie sich Bildung allgemein und Schulen insbesondere langfristig für die Zeit nach Corona neu aufstellen können.
Usinger Blickpunkte
Bildung - wie geht's weiter?
Aufzeichnung vom 26.01.2021
Usinger Blickpunkte: Bildung – wie geht‘s weiter?
Online-Gesprächsrunde mit dem hessischen Kultusminister
Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht, verankert in der Erklärung der Vereinten Nationen. Jedoch gerade in Zeiten der weltweiten Pandemie gerät Bildung zunehmend unter Druck. Schulen bleiben über Monate faktisch geschlossen und Lehrer, Kinder und Eltern sehen sich täglich mit neuen Herausforderungen konfrontiert.
Im Rahmen der Gesprächsrunde Usinger Blickpunkte ist am Dienstag, 26. Januar 2021 von 18:00 bis 19:00 Uhr der hessische Kultusminister Prof. Dr. Alexander Lorz zu Gast zum Thema: „BILDUNG – wie geht’s weiter?“
In der Online-Debatte wird erörtert, wie sich Bildung allgemein und Schulen insbesondere langfristig für die Zeit nach Corona neu aufstellen können. Wie wünschen wir uns die Schule der Zukunft? Wozu ist Schule da? Wie sieht es tatsächlich aus mit den Bildungschancen für alle, ungeachtet von sozialer Herkunft und finanziellen Möglichkeiten? Wieviel ist unsere Gesellschaft bereit in unser Schulsystem zu investieren? Dabei geht es einerseits um Ideen und Visionen, aber andererseits auch darum, wie diese realpolitisch umgesetzt werden können. Auch kurzfristige Fragen brennen unter den Nägeln, beispielsweise die, wie es konkret für Schulen ab Februar weitergeht. Im jüngsten Beschluss der Kultusministerkonferenz von Anfang Januar heißt es im ersten Satz: „Die Kultusministerinnen und Kultusminister bekräftigen, dass die Öffnung von Schulen höchste Bedeutung hat.“
Seit sieben Jahren ist Alexander Lorz Kultusminister von Hessen. Er gehört dem Präsidium der Kultusministerkonferenz an und war im Jahre 2019 ihr Präsident. Insofern muss Alexander Lorz wissen, wo dringend Handlungsbedarf in unseren Schulen ist.
In dem Online-Gespräch mit dem Journalisten Meinhard Schmidt-Degenhard kommen auch Teilnehmende zu Wort. Die Teilnahme ist kostenlos. Es wird das Videokonferenztool „zoom“ genutzt (https://zoom.us) Sie benötigen dafür nur eine stabile LAN- oder WLAN-Verbindung am PC, Laptop, Tablet oder Smartphone. Bei Anmeldung erhalten Sie bei Bedarf eine kurze Schritt-für-Schritt-Anleitung für die einfache Nutzung von zoom.
Anmeldungen bitte bis Montag, 25. Januar 2021 per E-Mail an keb.hochtaunus@bistumlimburg.de oder telefonisch 069 8008718-470.
Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der Katholischen Erwachsenenbildung Hochtaunus (KEB), der Stadt Usingen, der Projektgruppe Usinger Blickpunkte und des Lions Club Usingen-Saalburg.
PM (AKH), 19.01.2021
Hessischer Kultusminister: Derzeit ist alles Notfallmanagement
Online-Gespräch zu Bildung in Zeiten von Corona
Planbarkeit ist in diesen Tagen schwierig. Darunter ächzen vor allem Eltern, die den Spagat zwischen geschlossenen Schulen und eigener Berufstätigkeit schaffen müssen. Sicher ist: sie können sich darauf einstellen, dass die Kinder auch nach dem Ende des derzeitigen Lockdowns am 14.2. noch lange nicht in den „normalen“ Präsenzunterricht an die Schulen zurückkehren. Das sagte einer, der es wissen muss bei der Online-Gesprächsrunde „Usinger Blickpunkte“: Prof. Dr. Alexander Lorz, Hessischer Kultusminister. Er war zu Gast zum Thema: „BILDUNG – wie geht’s weiter?“
Die Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation der Katholischen Erwachsenenbildung Hochtaunus (KEB), der Stadt Usingen, der Projektgruppe Usinger Blickpunkte und des Lions Club Usingen-Saalburg.
Gleich eingangs räumte der Politiker im Gespräch mit Meinhard Schmidt-Degenhard ein, dass alles, was das Kultusministerium derzeit tut, Notfallmanagement ist. Niemand habe sich vor der Pandemie vorstellen können, dass unsere Schulen jemals so lange geschlossen sein werden. Alle Pläne, die es vor COVID-19 hinsichtlich der Digitalisierung des Lernens gegeben habe, seien immer von normalem Präsenzunterricht ausgegangen. Der Distanzunterricht war zuvor keinerlei Option. Es sei auch zu bedenken, dass dem Distanzunterricht völlig neue pädagogische Konzepte zugrunde gelegt werden müssen – es gehe eben nicht um die bloße Übertragung des analogen Lernens ins digitale. Diese Konzepte müssen erst entwickelt werden. Künftige Lehrer müsse man auch dahingehend ausbilden, Distanzunterricht geben zu können.
Mittlerweile habe man auch selbst reichlich dazu gelernt, sagte der Kultusminister. Es sei viel entwickelt worden, von stets aktualisierten Hygieneplänen über Handreichungen zum Distanzunterricht bis hin zu digitaler Ausstattung – aber all das könne nichts daran ändern, dass die Schülerinnen und Schüler im Lockdown zu Hause sind. Ganz gleich, wie gut sie dabei technisch ausgestattet sind, könne Schule auf Distanz niemals das leisten, was Schule in Präsenz leistet. „Schulen bieten ja viel mehr als nur Stoffvermittlung“, betonte Lorz. „Schule ist auch ein Ort der sozialen Interaktion, sie ist ein Lebensraum, sie lebt vom Kontakt der Schüler untereinander und mit den Lehrkräften.“ Das könne man auch bei noch so guter digitaler Ausrüstung niemals im Distanzunterricht abbilden. Reine Wissensvermittlung sei vergleichsweise leicht, auch im digitalen Raum, aber die Vermittlung von Kompetenzen und Werten sei nur im Miteinander möglich. Daher sei der Auftrag von Schule im Zuge der Pandemie deutlich verkürzt. Dass Schule nun wieder zurückgeworfen werde auf die reine Wissensvermittlung, sei eine der schlimmsten Begleiterscheinungen des Lockdowns.
Lorz hofft, dass mit den Anstrengungen des „Homeschoolings“ nun auch der gesellschaftliche Stellenwert der Lehrenden wieder steige. In anderen europäischen Ländern sei der Lehrerberuf sehr angesehen, hier bei uns doch eher nicht. Vielleicht wachse mit dem Unterricht zu Hause auch wieder der Respekt vor dem, was von Lehrenden geleistet wird. Dem Einwand eines Zuschauers, der in der Chatfunktion des Online-Gesprächs bemängelte, Lehrer seien hierzulande zu schlecht bezahlt, konnte der Kultusminister nicht beipflichten. Schließlich sei ein Einstiegsgehalt von knapp 60.000 Euro pro Jahr im europäischen Vergleich kaum zu toppen. Der von einem weiteren Zuschauer eingebrachten Forderung nach einer Bonuszahlung für derzeit besonders geforderte Lehrer erteilte der Politiker ebenfalls eine Absage.
Mit Blick auf die Zeit nach der Pandemie brachte er Feriencamps ins Spiel, also Förderkurse, die idealerweise in den Osterferien, sicher aber in den Sommerferien, Schülerinnen und Schülern offen stehen, um versäumtes Wissen nachzuarbeiten. Hierzu werde man Referendare, pädagogisch Qualifizierte oder auch Lehrer einsetzen, die freiwillig und gegen Bezahlung in den Ferien mit Interessierten pauken.
„Wir sind uns darüber im Klaren – das hat die Pandemie auch offen gelegt – wir sind insgesamt in der Gesellschaft in der Digitalisierung deutlich hinter anderen Ländern zurück“, gestand Lorz und versprach weiter „wir sind aber gerade dabei, ordentlich aufzuholen!“. Beispielsweise laufe das Hessische Schulportal seit Ende der Weihnachtsferien mit über 100.000 Nutzern am Tag störungsfrei.
Alexander Lorz ist seit sieben Jahren Hessischer Kultusminister. Die ersten sechs Jahre seien nicht annähernd so herausfordernd gewesen wie das siebte, vergangene Jahr. Das können Schüler und Schülerinnen, Eltern und auch Lehrende sicher genauso unterschreiben.
Bei der kommenden Online-Gesprächsrunde der Usinger Blickpunkte ist am 23. März um 18:00 Uhr die ehemalige Bundesbildungsministerin Annette Schavan zu Gast. Auch dann geht es wieder um Bildung.
PM (AKH), 27.01.2021