Wort.Wechsel: Die Liebe ist eine Himmelsmacht - Kirche zwischen alten Rollen und queerer Coolness

Theologin, Journalistin und Buchautorin Jacqueline Straub im Gespräch mit dem Sozialpädagogen, Theatermacher und Kabarettist Timo Becker

Die Aktion #outinchurch bewegt derzeit viele. Dies ist eine Initiative queerer Menschen, die bei der katholischen Kirche beschäftigt sind und anders lieben und anders leben, als traditionell üblich. Geht es nach der Sexualmoral der katholischen Kirche, gibt es eine „gute“ Sexualität nur zwischen Mann und Frau, nur zur Fortpflanzung und selbstverständlich nur im Rahmen der Ehe. Am echten Leben der Menschen geht das vollkommen vorbei.

Wie geht es also weiter mit Kirche und Sexualität? Hat Gott uns nicht auch die Lust geschenkt? Und weshalb ist eigentlich Jungfräulichkeit so zentral?

Wort.Wechsel

Die Liebe ist eine Himmelsmacht

Aufzeichnung vom 16.02.2022

Die Liebe ist eine Himmelsmacht

Online-Gespräch: Kirche zwischen alten Rollen und queerer Coolness

Die Aktion #outinchurch bewegt derzeit viele. Dies ist eine Initiative queerer Menschen, die bei der katholischen Kirche beschäftigt sind und anders lieben und anders leben, als traditionell üblich. Geht es nach der Sexualmoral der katholischen Kirche, gibt es eine „gute“ Sexualität nur zwischen Mann und Frau, nur zur Fortpflanzung und selbstverständlich nur im Rahmen der Ehe. Am echten Leben der Menschen geht das vollkommen vorbei.

Wie geht es also weiter mit Kirche und Sexualität? Hat Gott uns nicht auch die Lust geschenkt? Und weshalb ist eigentlich Jungfräulichkeit so zentral? Wir leben in einer Welt, die sich rasant verändert und auch unsere Haltungen zur Sexualität sind im Wandel. Wie aber steht die Kirche zu Transgender, zum Queer-Sein, zu LGBTQ+, oder kurzum zur großen Vielfalt menschlicher Beziehungen?

Diese Fragen greift die Katholische Erwachsenenbildung Main-Taunus (KEB) in einem Online-Gespräch am Mittwoch, 16.02.2022 um 20:00 Uhr auf. Zu Gast sind die katholische Theologin, Journalistin und Buchautorin Jacqueline Straub und der Sozialpädagoge, Theatermacher und Kabarettist Timo Becker. Sie wollen Wege aufzeigen, wie die Lustfeindlichkeit der Kirche zu einer Lustfreundlichkeit gewandelt werden kann.

Jacqueline Straub fühlt sich seit ihrer Jugend zur römisch-katholischen Priesterin berufen und kämpft seit Jahren für mehr Gleichberechtigung für Frauen und Männer in der Kirche. Sie will festgefahrene Meinungen und überholte Strukturen innerhalb der Institution ändern – und kassiert für ihr Engagement auch reichlich Ablehnung. Bremsen lässt sie sich davon nicht. „Ich glaube an einen Gott, der uns alle liebt, so wie wir sind.“, sagt die 32-Jährige kämpferisch.

Timo Becker tourt seit vielen Jahren durch die Schulen der Bundesrepublik und klärt Jugendliche über die Themen Homosexualität, Mobbing und Diskriminierung auf. Sein Anliegen ist es, Vorurteilen auf den Grund zu gehen und Hintergrundwissen zu sexueller Orientierung zu vermitteln. Zentrales Thema seiner Arbeit ist gegenseitiger Respekt. Er lebt mit seinem Verlobten in Frankfurt am Main und ist nebenbei an einer Berufsfachschule in der Sozialpädagogischen Förderung tätig.

Moderator des Gesprächs ist Meinhard Schmidt-Degenhard.

PM (AKH), 10.02.2022

Die Kirche ist Vorreiterin für Nächstenliebe

Online-Gespräch zu Sexualmoral in der katholischen Kirche

„Zum Glück bin ich nicht krass katholisch erzogen worden!“, lacht Jacqueline Straub gleich zu Beginn des Online-Gesprächs. Vielmehr hätten ihre Eltern sie dazu angehalten, ein gutes Leben zu führen, aber nicht zu moralisieren. Die Katholische Erwachsenenbildung Main-Taunus (KEB) hatte unter dem Titel „Die Liebe ist eine Himmelsmacht“ zum Austausch über die Sexualmoral der katholischen Kirche eingeladen. Zu Gast: die in der Schweiz lebende Journalistin und Theologin Straub, die sich seit Jahren aktiv für die Priesterinnenweihe von Frauen einsetzt und der Frankfurter Kabarettist und Queer-Aktivist Timo Becker.
Becker ist frisch verlobt und wird noch in diesem Frühjahr seinen Freund heiraten. Beruflich tourt er durch Schulen und leistet Aufklärungs- und Informationsarbeit rund um das Thema sexuelle Orientierung. Auch sein eigenes Outing kommentiert er an diesem Abend. Dass seine Mutter etwa gesagt habe, man solle Schwule erschießen. Beckers Schilderungen von Hass, der ihm auf seinen Touren immer wieder entgegenschlägt, machen Zuhörende des Gesprächs ebenso fassungslos wie nachdenklich.
Straub zitiert den katholischen Katechismus mit den Worten, man solle queeren Menschen „mit Achtung, Mitleid und Takt begegnen“ und fordert sogleich auf, biblische Texte in historischem Kontext zu lesen.
Beide Diskutanten sind sich einig: in Sachen Sexualmoral tut sich was in der katholischen Kirche! Die Kirche müsse unbedingt bereit sein, weiter zu denken. Wenn sie ihren Einfluss und ihre Macht nicht nutze, vertue sie eine große Chance. Schließlich sei Kirche eine Vorreiterin für Nächstenliebe und habe die Möglichkeit, die Gesellschaft gerechter zu machen.
Warum die beiden trotz vieler Verletzungen der Kirche weiter die Treue halten? Weil es um eine spirituelle Heimat gehe und um die Hoffnung, Kirche zu einem besseren Ort machen zu können. Im Hinblick auf aktuelle politische Entwicklungen merkte Straub an, dass sogar Kriegsgerät gesegnet werde – warum also nicht alle Menschen, die sich lieben? Becker hofft, dass sich Kirche rasch wieder auf Dinge konzentriert, „in denen sie gut ist“. Bei wirklich wichtigen Themen höre er nämlich nichts von der Kirche.

PM AKH, 21.02.2022

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