Wir bleiben! Warum Frauen in der Kirche bleiben
KEB-Gesprächsrunde im Haus am Dom
Was ist der Mehrwert des Katholischen? Diese frappierend direkte Frage der Moderatorin Britta Baas beantwortete die Autorin Johanna Beck mit viel Engagement: „Meine Spiritualität ist in der Katholischen Kirche verankert, es gibt so einen reichen Schatz an spirituellen Traditionen, in denen ich mich zu Hause fühle. Und es sind so viele wunderbare, ermutigende Menschen, mit denen ich unterwegs sein darf“.
Bei einem Podiumsgespräch der Katholischen Erwachsenenbildung Frankfurt trafen die beiden Frauen aufeinander. Es ging es um das jüngst erschienene Buch „Wir bleiben!“ (Hirzel Verlag). In dem Band geben kritische Frauen biografische Zeugnisse, warum sie, teils trotz individuell erlebten Missbrauchs und Demütigungen, an der Katholischen Kirche festhalten.
Über ihre Motivation, ihre innere Freiheit und die Bedeutung des Glaubens berichteten am Montagabend neben Johanna Beck auch Felicitas Hoppe (Schriftstellerin und Trägerin des Georg-Büchner-Preises) und Elisabeth Zoll (Journalistin und Politikredakteurin).
Die ehemalige Sprecherin des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, Johanna Beck, musste nach ihrem euphorischen Plädoyer für die Katholische Kirche einschränken: „Ich kann bleiben, aber ich kann nur bleiben, wenn ich alles daran setze, die missbrauchsbegünstigenden Strukturen zu verändern. Ich habe zwei Motoren: der eine ist der Glaube, der andere ist der Schmerz“.
Felicitas Hoppe stellte die grundsätzliche Frage, woher kommt das intensive Bedürfnis vieler Frauen, sich in der spirituellen Heimat der Katholischen Kirche verwirklichen zu wollen. Es sei außerordentlich spannend, wie viele Frauen ihre ganze Kraft in die Bewegung und Veränderung der kirchlichen Strukturen stecken und sich mit Beharrlichkeit unermüdlich an der Starre abarbeiten. Diese Hingabe, dieses Herzblut könnten sie doch auch in privates Engagement, in Beruf oder Vereine stecken. Wo also liege die Faszination, die die Frauen stets weiter antreibe? Dem nachzugehen, sei ungewöhnlich fesselnd.
Diese beharrlichen Kämpferinnen innerhalb katholische Strukturen bilden jedoch keineswegs die Mehrheit. Stattdessen gibt es einen massenhaften Exodus und jedes Jahr nimmt die Zahl derer, die noch in den beiden großen Kirchen bleiben, rasant ab. „Vielleicht ist es auch ein Übergang. Vielleicht braucht es mehr Freiheit, um darüber nachzudenken, was künftig trägt?“, stellte Elisabeth Zoll in den Raum.
